Schmidtstedter Knoten wird für lange Zeit zum Engpass

01.08.2024 16:16

Der Entwässerungsbetrieb startet mit dem Bau eines neuen Transportkanals für das Erfurter Abwasser. Was so nüchtern klingt, ist nicht weniger als eine 20-Millionen-Euro-Investition, die maßgeblich die Wasserqualität der Gera verbessern wird und damit dem Schutz unserer Gewässer und der Umwelt dient.

Luftbild einer großen Straßenkreuzung mit Eisenbahntunnel
Foto: Der südliche Teil des Schmidtstedter Knotens: Für den Bau eines neuen Transportkanals wird es hier zu erheblichen Einschränkungen kommen. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Der neue Kanal hat die Aufgabe, Schmutzwasser an der Altstadt vorbei direkt in den Hauptsammler 16 in Richtung Klärwerk Kühnhausen abzuleiten. Er wird von der Puschkinstraße zur Stauffenbergallee führen und soll – wenn alles nach Plan läuft – bis 2029 fertiggestellt sein.

Unter Nutzung bereits vorhandener Regenrückhaltebecken im Löberwallgraben und gekoppelt mit dem im Bau befindlichen Becken in der Müfflingstraße werden perspektivisch mehrere Regenüberläufe in die Gera abgelöst und damit den rechtlichen Vorgaben entsprechend die ökologische Belastung der Gera gesenkt. Denn immer, wenn zu viel Regen die Kanäle zum Überlaufen bringt, landet das verdünnte Abwasser direkt im Flutgraben der Gera.

Gebaut wird der Transportkanal in mehreren Abschnitten, Start ist am 5. August am Schmidtstedter Knoten. Einmal mehr wird dieser neuralgische Knoten im Erfurter Verkehrsnetz zur Baustelle, die erhebliche Auswirkungen auf den Straßenverkehr mit sich bringen wird. „Wir haben viele Varianten untersucht, wie der Kanal verlaufen könnte. Diese, die wir jetzt bauen, ist die einzig Machbare, sowohl technisch als auch wirtschaftlich“, so Martin Höfer, Werkleiter des Erfurter Entwässerungsbetriebes. Knapp zehn Jahre haben sein Team und spezialisierte Planungsbüros verschiedene Studien aufgestellt und untersucht, „das Ergebnis ist alternativlos“, so Höfer weiter.

Das Projekt bezeichnet er als sehr anspruchsvoll, sowohl von der Bauweise als auch vom Ablauf und von der Koordination. Begonnen wird mit dem Bau eines Dükers nördlich der Eisenbahnunterführung kurz vor der Einmündung zur Thälmannstraße. Dadurch wird der verrohrte Dittelstedter Vorfluter tiefer gelegt, er würde in seiner bisherigen Lage den künftigen Kanal sonst höhengleich queren.

Mitte August geht es auch auf der stadtauswärtigen Straßenseite los, hier werden sogenannte Start- und Zielgruben errichtet. Martin Höfer erklärt: „Wir bauen in geschlossener Bauweise, das heißt mittels eines unterirdischen Rohrvortriebsverfahrens. Dazu werden große Baugruben errichtet, von denen aus ein Bohrgerät mit Spülbohrtechnik zunächst den Boden ausräumt und nachfolgend die neuen Kanalrohre eingeschoben werden.“

Was bedeutet der Bau für den Straßenverkehr?

Den Schmidtstedter Knoten überqueren täglich rund 55.000 Fahrzeuge. Wird hier gebaut, hat das Auswirkungen auf den Verkehr. „Der Vorteil der geschlossenen Bauweise ist, dass wir dadurch ein Verkehrskonzept erarbeiten konnten, bei dem in Richtung Norden immer noch eine Fahrspur offenbleibt“, so Alexander Reintjes, der Leiter des Tiefbau- und Verkehrsamtes. Dass es dabei sehr eng werde und zu Stoßzeiten mit großem Stau zu rechnen sei, könne man nicht schönreden.

Konkret sind mit dem Baustart folgende Einschränkungen verbunden:  Zwei der drei Fahrspuren der Stauffenbergallee in Richtung Norden müssen gesperrt werden. Unter wechselnder Verkehrsführung wird der Verkehr einspurig an der Baustelle vorbei geleitet. Schon in der Weimarischen Straße, werden die drei Rechtsabbiegespuren auf zwei Spuren zusammengeführt. Aus Richtung Spielbergtor und aus der Clara-Zetkin-Straße führen weiter beide Spuren über den Knoten und alle Fahrspuren zusammen werden hinter der Bahnunterführung auf dann nur eine Spur stadteinwärts reduziert.

Ab Mitte August beginnen die Arbeiten für den Anschluss an den bestehenden Kanal in der Stauffenbergallee. Ab diesem Zeitpunkt kommt es zusätzlich auch auf der stadtauswärtigen Fahrbahn der Stauffenbergallee zu Einschränkungen. Da hier beidseitig Baugruben erforderlich sind, verbleiben zwei von vier Fahrspuren.

Welche Alternativen Routen bieten sich an?

Generell ist es ratsam, den Schmidtstedter Knoten großräumig zu umfahren und hierfür von Osten her schon die Konrad-Adenauer-Straße in Linderbach zu nutzen. Aus Südosten über die Käthe-Kollwitz-Straße bietet sich zuletzt über die Arnstädter Straße der Kaffeetrichter an, aus Hochheim kommend über die Winzerstraße, Gustav-Adolf-Straße auf den Juri-Gagarin-Ring, aus Westen und aus Norden kommend über das Binderslebener Knie, Blumenstraße und Talknoten auf den Juri-Gagarin-Ring.

Wer nicht auf Ziele in der Innenstadt angewiesen ist, sollte den Autobahnring und die Ostumfahrung nutzen. 

Der Schmidtstedter Knoten wird voraussichtlich bis Ende des Jahres 2025 zum Nadelöhr. Die nächsten Bauabschnitte werden ab Mitte 2026 von der Löberstraße in Richtung Löberwallgraben und Stadtparkkopf fortgeführt.